Am Samstag den 22.09.2007 erwarteten Nancy Franke und Pascale Berthier auf dem Reiterhof in Krebs bei Dohna/Sachsen eine kleine Gruppe interessierter Teilnehmer für ihren - zum ersten Mal - stattfindenden Lehrgang.
Für den zweitägigen Kurs hatten sich sechs Personen angemeldet, die nun neugierig auf die Kombination der Themenschwerpunkte dieser beiden Ausbilderinnen waren. Zuerst stellten sich Nancy und Pascale kurz vor, erzählten wie sie bisher mit Pferden und Menschen gearbeitet haben und wie der Lehrgang in etwa ablaufen soll.
Dann waren die Teilnehmerinnen dran. Margrit und Stephanie haben sich bereits mit der Feldenkrais-Methode und der Alexander-Technik befasst, Lydia, Margrit und Franziska nehmen seit kurzem Reitunterricht bei Pascale, Michaela- extra aus Berlin angereist- ist Schülerin von Nancy, und Tina unsere Gelände- und Wanderreiterin wollte sehen, ob so ein Kurs ihr etwas vermitteln kann.

Unser Programm sah wie folgt aus:

Samstag 22.09.2007
10:00 Uhr Ausbilder und Teilnehmer stellen sich vor Erwartungen? Wünsche?
danach Wahrnehmungsübungen, 2 Teilnehmer je Pferd, geführt
danach Feldenkrais im Raum
danach Einzeleinheiten bei Pascale, Nancy begleitet auf Wunsch
18:00Uhr Abschlussrunde, Feedback für den ersten Tag Sonntag 23.09.2007
10:00 Uhr Begrüßung, Fragen? Wünsche?danach Einzeleinheiten bei Pascale,
Sitzschulung bei Nancy (wann fußt das Pferd ab, wie setzt es den Reiter in Wendungen, im Geradeaus),
18:00 Uhr Abschlussrunde, Feedback fürs Seminar

Vier Pferde wurden gesattelt und auf ging es in die Reithalle wo sich jeweils zwei Teilnehmer ein Pferd teilten. Einer führte das Pferd im Schritt ohne es zu bremsen oder zu beschleunigen – überholen war ausdrücklich erlaubt. Der andere begann unter der Anleitung von Nancy sich selbst ganz bewusst wahrzunehmen. Nach ungefähr einer halben Stunde wurde dann gewechselt.
Es ist schon ein eigenartiges Gefühl längere Zeit mit geschlossenen Augen auf dem Pferd zu sitzen und sich führen zu lassen, da man die Verantwortung für sich und das Pferd an den Pferdeführer abgibt und ihm vertrauen muss.
Jedes Reiter-Führer-Pferd-Paar sollte seinen ganz eigenen Rhythmus in Bewegung und Atmung finden.
Die Reiter hatten die Augen meist geschlossen und fühlten zuerst in der rechten Körperhälfte nacheinander in jeden einzelnen Körperteil. Ist etwas wärmer oder kälter, länger oder kürzer, dicker oder dünner und ist es überhaupt fühlbar?
Dann kamen die Körperteile des Pferdes hinzu eigene Arme – Vorderbeine, eigene Beine – Hinterbeine, Hals, Kopf – wie fühlt es sich an? Nach dem Handwechsel fühlte sich die linke – noch „unbearbeitete“ Seite meistens kürzer und kälter an, doch nun durfte ja die linke Körperhälfte nach den gleichen Anweisungen fühlen. Es brauchte einige Zeit um den eigenen Körper wieder als Ganzes wahrzunehmen, anfangs hatte mancher das Gefühl halbiert zu sein oder gleich nach rechts vom Pferd zu rutschen. Nach dem Anhalten verspürten einige der Reiter ein kribbeln in den Armen und nach dem Absteigen ein vibrieren in den Beinen.

Den Pferdeführen fiel auf, dass sich das Pferd entspannte und tiefer atmete, sobald sich der Reiter entspannte und tiefer atmete. Nach dem Handwechsel, als jeder Reiter mehr oder weniger mit sich und seinem Gleichgewicht zu tun hatte, spürten die Führer auch gleich recht deutliche Reaktionen bei den Pferden.

Nach der Mittagspause holten wir unser Isomatten heraus und legten uns im Reiterstübchen hin. Nicht um zu schlafen, sondern um uns unter Anleitung von Nancy konzentriert zu entspannen. Nancy hatte uns vorgewarnt, dass Muskelkater, Kopfschmerzen... auftreten können, wenn sich Muskeln so total entspannen. Besonders wenn sie vorher lange Zeit angespannt waren, z.B. der Schulter-Nacken-Bereich. Auf dem Rücken liegend und die Beine ausgestreckt spürten wir unseren Atem bis in die Zehenspitzen. Und wieder fühlten wir in unsere Arme und Beine, Bäuche und Köpfe hinein, diesmal wurde auch die Lage der Körperteile zueinander betrachtet. Hinterher war der Kreislauf ziemlich unten, doch glücklicherweise hatte Nancy auch dafür eine Übung, die uns wieder auf Trab brachte.
Denn nun ging es weiter mit Einzelreitstunden bei Pascale. Pascale unterrichtet nach der Lehre von F. Baucher (2. Manier) und arbeitet als
Co-Trainerin und Übersetzerin mit J.-C.Racinet. Wenn man sich auf diese (häufig diskutierte) Reitweise einlässt kann man schnell ziemlich gute Ergebnisse erzielen.
Unsere Pferde haben mit uns verschiedenste Probleme. Billy (10, Mix) und Schekis (21, Russischer Traber) haben es immer eilig und laufen schon im Schritt bzw. Pass auf und davon, Ontario (12, Achal Tekkiner/Mecklenburger) drückt gegen den Zügel nach unten und hat Probleme mit seinem linken Hinterbein Last aufzunehmen, Galante (19, Hannoveraner) weicht dem Zügel nach oben aus, drückt den Rücken weg und ist schließlich schon fast in Rente, Aron (16, Sächsisches Warmblut) würde lieber Schmetterlinge gucken als in der Halle zu arbeiten, und Wilco, der 8jährige Friesenhengst, möchte erst überzeugt werden, dass der Reiter mit seinen Wünschen interessanter ist als die ganze Welt ringsum. So übten wir uns nun im gezählten Schritt, den Seitengängen, der Unterkieferflexion des Pferdes usw.
Pascale konnte jedem Reiter-Pferd Paar einen Weg zum besseren Verständnis aufzeigen und individuelle Lösungen anbieten. Mit erstaunlichen Veränderungen. Nancy schaute zu, verbesserte und unterstützte die Reiter wenn ihr etwas auffiel.
Halb neun waren dann alle fertig. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Am Sonntag ging es gleich weiter mit Einzeleinheiten bei Pascale, eine Fortsetzung der Arbeit vom Samstag. Jeder Reiter konnte nach dieser Lektion zufrieden auf das Ergebnis schauen. Unsere Pferde hatten sich alle wirklich sehr verbessert. Immmer die Legerete als Voraussetzung (und Ziel!) arbeiteten wir sehr individuell an den Problemen. So war es Margrit mit Pascals Unterstützung möglich, ihren Billy in einem ruhigen gesetzten Trab zu reiten, ohne Hektik und „Nähmaschinentakt“. Die Freude darüber konnte man der Reiterin ansehen und auch Billy wirkte sehr zufrieden mit sich.
Auch Schekis und seine Reiterin fanden einen ruhigen Takt und konnten den Paßgang fast vollständig ausmerzen. Man darf gespannt sein, was noch so alles in dem kleinen Russischen Traber steckt.
So hatte jedes Reiter-Pferd-Paar ein schönes Ergebnis auch wenn klar wurde: es steht uns noch viel Arbeit bevor, aber die ersten Schritte in Richtung Legerete sind gemacht!

Parallel dazu fand die Sitzschulung bei Nancy auf dem Reitplatz statt.
Es bildeten sich wieder Reiter-Führer-Pferd-Paare, diesmal war aber immer nur ein Pferd in Aktion. Der Reiter fing unter Nancys Anleitung mit Atemübungen und bewusster Wahrnehmung des Körpers an. Durch bildhaftes Vermitteln (dein Körper ist wie eine Marionette und jemand über dir übernimmt die Arbeit des Aufrichtens, dein Bauch ist ein Sandsack an dessen Zipfeln die Beine angeheftet sind...) fiel es leicht Nancys Anweisungen nachzukommen. Anschließend versuchte der Reiter ganz in die Bewegung des Pferdes einzugehen. Erfühlen der Bewegungen der Hinterbeine und Beeinflussung derselben, so als würde man selbst laufen. Das ist schon ein fantastisches Gefühl zu merken wie das Pferd geht und auch steht und mit welchem Hinterbein es antreten wird, ohne dass man fast vom Pferd fällt um nachzusehen. Und es ist überhaupt nicht schwer, solange man sich darauf konzentrieren kann. Diese Stunde löste bei den Teilnehmern richtige Begeisterung aus. Eigentlich reiten wir alle nicht erst seit gestern, aber in der bisherigen Ausbildung, die meist im Kindesalter begann, wurde auf das „Fühlen“ nie viel Wert gelegt.
Schön, es jetzt nachholen zu können.
An diesem Tag hielten wir gut den Zeitplan ein und fanden uns gegen 18 Uhr zur Abschlussrunde ein.

Unser Fazit:
Die Kombination der beiden Themen ist sehr gut und wir werden dieses Kursprogramm fortsetzen. Positiv wäre es, die Erfahrungen der Sitzschulung während des Reitunterrichts bewusster umsetzen zu können. Leider rückt bei der Konzentration auf die richtige Ausführung von Seitengängen usw., dieses so genaue Erfühlen der Pferdebeine in den Hintergrund. Von Trab und Galopp ganz zu schweigen... Irgendwann ist es sicher wie beim Auto fahren - man macht bzw. fühlt es ganz automatisch. Bis es soweit ist nehmen wir gern weiterhin die Unterstützung der beiden Trainerinnen in Anspruch.




Thementag "Bodenarbeit - Fundament der Ausbildung"
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