Wer ist das und was macht die da?

Das ungefähr waren meine Gedanken, als ich Nancy das erste Mal beim Unterrichten gesehen habe. Irgendwie sah das ganz anders aus, als das was ich aus meinem bisherigen konventionellen Unterricht kannte. Die redeten viel, bewegten sich anders, niemand grölte über den Platz „treiben„, „mehr Druck hier„, und „zieh mal da„ - da musste ich einfach mal näher hinschauen.

Ich habe meine jetzige Hafi Stute Medea vor sieben Jahren als sehr schreckhaftes, unsicheres Pferd kennen gelernt. Zu der Zeit war sie noch mein Pflegepony und mir wurde gesagt „die ist halt so„. Alles was wackelte, flatterte, wehte war für sie ein Graus und vor der Gerte hatte sie die größte Panik. Da ich mich nicht sonderlich mit der „Pferdesprache„ auskannte, ergaben sich bald zunehmend Probleme im Umgang und jeder Ausritt war eher eine Mutprobe. Von einem entspannten Hobby war gar keine Rede mehr.

Ich verabredete meine erste Stunde mit Nancy. Ich erinnere mich, dass ich anfangs ganz schön aufgeregt war, denn schließlich war ich aus meinen Reitschulen Leistungsdruck gewohnt und dem entsprechend angespannt. Wir haben anfangs sehr viel vom Boden aus gearbeitet und schrittweise ein Vertrauensverhältnis zwischen Medea und mir aufgebaut, in dem ich gelernt habe zu verstehen, was sie mir mit ihrer Körpersprache sagte, so dass ich entsprechend darauf reagieren konnte. Dabei blieb nicht aus, dass ich mich sehr viel mit mir selbst beschäftigen musste. Warum reagiere ich so? Was löst Medea in mir aus? Es ist nicht gerade angenehm sich selbst zu betrachten, wenn noch einige „Leichen im Keller„ begraben liegen. Beim „ausbuddeln der Leichen„ hat Nancy mich begleitet, manchmal angestupst oder mich zum Hinschauen veranlasst und das auf ganz besondere Art und Weise (und der Leichenberg wurde immer größer). Ich habe in ihrem Unterricht nie Zwang oder Muss erfahren. Im Gegenteil, ich durfte mich fallen lassen, bekam Aufmerksamkeit und Verständnis.

Das Besondere an ihrem Unterricht ist, das man nie weiß was passiert, es gibt kein starres Schema, denn es hängt von meiner Stimmung und meinem derzeitigen Vermögen ab sowie von der Tagesform meines Pferdes was passieren wird. Und genau darauf geht Nancy ein, sie sieht es einfach und das ist manchmal schon gruselig.

Mittlerweile habe ich die wunderschönsten Ausritte mit Medea, ob in der Gruppe oder allein, nur mit Halfter oder mit Zaum. „Meine Leichen„ sind zum Großteil identifiziert und ich habe weniger Angst vor den noch vergrabenen.

Seit fünf Jahren nehme ich regelmäßig Unterricht und werde weiter machen, weil Nancy mir und Medea einfach gut tut. Und dafür Nancy danke ich Dir.

September 2005

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